Lästige Werbe-Anrufe? Lieber nicht ärgern, sondern spaßen!

Ja, ich gebe es zu: Ich habe mich oft schon sehr geärgert. Sogar so sehr, dass ich nach ein paar Wochen, in denen ich zu Hause in Ruhe länger an einem Thema arbeiten wollte, eine Trillerpfeife neben dem Telefon liegen hatte. Ich spreche von Werbe-Anrufen, die sogenannte Kalt-Akquise: Irgendwelche Leute rufen von irgendwoher an, um mit mir über meine Versicherungen, meine Wohnsituation, mein Einkommen, mein angebliches Zeitschriftenabonnement, mein Betriebssystem oder den – man glaubt es kaum – unerwarteten Lotterie-Gewinn zu sprechen.

Wer ruft hier an?
Wer ruft hier an?

Die Masche ist ja recht durchsichtig, aber offenbar dienen diese Anrufe eigentlich nicht dazu, mich direkt wütend, sondern vor allem, um Geschäfte zu machen. Sehr interessant, und auch ein wenig überraschend, dass das überhaupt funktioniert. Die Trillerpfeife habe ich nie benutzt, aber ich habe so einiges versucht, um diese im Grunde lästigen Anrufe loszuwerden – über kurze rechtlichen Belehrungen meinerseits, dass diese unaufgeforderten Anrufe illegal seien, bis dahin, dass ich mich in irgendwelche Sperr-Listen habe eintragen lassen. Es ist wie mit den Spam-Mails: Leider erreicht man eigentlich gar nichts.

Aber: Haha! Seit einigen Monaten jedoch freue ich mich schon auf den nächsten Werbeanruf. Ungelogen. Wie kommt denn das? Ich habe einfach den Dreh gefunden, mir einen lustigen Spaß aus diesen Werbe-Anrufen zu machen. Mir war es einfach zu blöde, dass ich mich von diesen Leuten ärgern lasse. Da ich eigentlich auch niemanden ärgern will, drehe ich den Spieß auf eine freundliche Art um: Ich spiele einfach mit den Anrufen – mal spiele ich übertrieben mit, mal spiele ich verrückt. Ich möchte das dringend empfehlen, denn es macht einfach Spaß – und wenn man erst mal damit angefangen hat, ist es kinderleicht. Hier kommen einige Ideen, die ich gerne teile:

Der Echo-Trick:
Einfach direkt nachsprechen. Sie: „Hallo, ich bin Maja vom Wirtschaftsforschungsinstitut Berlin…“ – ich: „Hallo, ich bin Maja vom Wirtschaftsforschungsinstitut Berlin.“. Sie: „Haben Sie Interesse, an einer Umfrage zur Wohnsituation teilzunehmen?“ – ich: „Haben Sie Interesse, an einer Umfrage zur Wohnsituation teilzunehmen?“ usw. Bleibt die spannende Frage, nach wie vielen Sätzen sie auflegt.

Interesse und Begeisterung mimen:
„In der Umfrage geht es um die Wohnungssituation.“ Ich: „Ja (begeisterter Tonfall), das finde ich sehr wichtig. Überhaupt sollten Menschen vielmehr wohnen. Da ist es sehr wichtig, dass sie dazu eine Umfrage machen!“ Sie: „Haben Sie dafür einige Minuten Zeit?“ Ich: „Ja, (total begeistert) die Zeit genieße ich sehr, vor allem, weil ich in diesen Minuten ja auch aktiv wohne.“ Usw.

Party-Crasher:
Einfach mal einen polnischen Trinkspruch aufsagen, vielleicht sogar singen. Und dann auf ein Getränk einladen und leicht lallend in das Telefon flirten. Komm, einen kannste noch mittrinken.

Qualitativ hochwertiges Gespräch:
In amtlichen Ton ankündigen: „Zur Qualitätssicherung werden einzelne unserer Telefonate aufgezeichnet. Sollten Sie hiermit nicht einverstanden sein, antworten Sie bitte mit ‚Nein‘.“ Falls der oder die Anrufende hier noch nicht aufgelegt haben sollte, kann man hier fortsetzen mit: „Wir möchten Sie daher vorab auf die rechtliche Situation und unsere Datenschutzverordnung hinweisen: …“ Ab hier einfach irgend einen amtlichen Bescheid oder Beipackzettel vorlesen, der sich in greifbarer Reichweite befindet. Diese Texte sind eh eine Nummer für sich.

Perverser Schnaufer:
Wem es Spaß macht, kann jede/n Anrufer/in mit einem schweren Atmen irritieren, dies klingt am Telefon besonders gut, wenn man versucht, sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen den Laut „H“ tief im Kehlkopf zu bilden. Zur Abwechlung kann man dies mit kleinen kieksenden Lauten spicken. Ist vielleicht nicht jeden was, immerhin ist der Musikstil „Death Metal“ auf diese Weise entstanden. Daher habe ich diese Form auch noch nicht ausprobiert – und weil ich nicht wissen wollte, wohin uns diese Art der Kommunikation tragen könnte.

Unerwartete Prominenz:
„Hello, I am John Williams, and I am calling from Microsoft…“ – „Was, DER John Williams, der berühmte Filmkomponist?!“ Da sollte man sich nicht entgegen lassen, dankbar ein bekanntes Thema vorzusummen, zum Beispiel vom Weißen Hai. Unbedingt nach einem Autogramm fragen!

Soeben verstorben:
Der Telefonspaß funktioniert am besten, wenn man sich nur mit „Hallo“ ohne Namensnennung gemeldet hat. Oft werden wir in dieser Situation ja gefragt: „Spreche ich mit <Name>?“ Der Trick ist ein bisschen durchsichtig, denn damit wollen die Anrufer schon das erste Mal die Antwort „ja“ provozieren, um subtil eine zustimmende Haltung zu provozieren. Werbepsychologie ist was Feines. An dieser Stelle würden wir in dieser Variante sofort in Schluchzen ausbrechen und unter Tränen abdanken: „Nein, der ist vor einer Viertelstunde hier im Hause verstorben…“ Okay, ist nicht witzig.

Verbindungsfalle:
Bla bla bla. „Ja, das Thema ist für uns sehr wichtig, da verbinde ich Sie direkt mit meinem Vorgesetzten.“– Kleine Wartemelodie summen – „Ja, das Thema ist bei uns so wichtig, dafür stelle ich Sie direkt zu meinem Abteilungsleiter durch!“ – Wartemusik summen – „Ja, das Thema ist derart wichtig, dafür verbinde ich weiter zu unserem CEO.“ Wer in Organisationsstrukturen zuhause ist, kommt bis nach ganz oben.

Unerwarteter Hauptgewinn:
Sobald ich erkenne, dass es sich um einen Werbeanruf handelt, summe ich eine gratulieren Melodie und spreche: „Herzlichen Glückwunsch, in der großen Telefonlotterie sind Sie für einen der Hauptgewinne gezogen worden! Ihnen winkt ein Eigenheim im Wert von 1 Million Euro. Bleiben Sie für ein paar Minuten am Apparat, wir haben ein paar Fragen an Sie. Wollen Sie wissen, wie es weitergeht?“ – Und wenn der Anrufer hier mit „ja“ antwortet, hast eindeutig du gewonnen.

Das Schöne ist ja, unsere kindlichen Telefonspäße der Achtzigerjahre auf diese Weise nun umzukehren: Anstatt dass wir nun jemanden anrufen und kichernd die Klavierlieferung für heute Nachmittag ankündigen – damals waren die Rufnummern generell unterdrückt, weil die Telefone mit Wählscheiben beim besten Willen keine Rufnummern anzeigen konnten – kommen die Spaß-Anrufe auf diese Weise zu uns nach Haus. Nice.

Zugegeben, meine Spiellust sowie etwas Erfahrung mit Improvisationstheater machen hier den Einstieg leichter. Ich bin aber überzeugt, dass auf diese Weise jede und jeder am Telefon viel Spaß mit ehemals lästigen Werbe-Anrufen haben kann. Tüdelühüüh!